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20.03.2023

Schulterschluss für den Klimaschutz - FBG Bremerhaven koordiniert Unternehmens-Initiative „Klimabündnis Fischereihafen“

Anfangs suchten sie Wege aus der Energiekrise. Dann verständigten sich fünf namhafte Unternehmen aus dem Bremerhavener Fischereihafen auf ein noch höheres Ziel. Gemeinsam mit der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG) wollen sie bis 2030 erreichen, dass eines der größten Gewerbe- und Industriegebiete im Land Bremen klimaneutral wird. „Diese Initiative zeigt, dass sich Klimaschutz, unternehmerische Interessen und Versorgungssicherheit sehr gut verbinden lassen“, freut sich FBG-Geschäftsführerin Petra Neykov. Das jetzt gestartete „Klimabündnis Fischereihafen“ ist das erste Klimaschutzvorhaben für ein komplettes Gewerbegebiet dieser Größenordnung in Deutschland.

Energie ist in dem 450 Hektar großen Areal im Süden Bremerhavens ein zentrales Thema. Allein die fünf Initiatoren des Projektes benötigen zusammen pro Jahr etwa 242 Gigawattstunden (GWh) Gas sowie 90 GWh Strom. Ihre Verbräuche halten die Tiefkühl-Produzenten Frosta und Iglo/Frozen Fish, die Fischmanufaktur Deutsche See sowie der Fliesenhersteller Nordceram und der Importholzverarbeiter Cordes schon aus wirtschaftlichen Überlegungen ständig im Blick. „Als in Folge des Ukraine-Krieges die Energiepreise in die Höhe stiegen und eine Gasmangellage drohte, schrillten bei uns die Alarmglocken“, erinnert sich Ralf Finck, der bei Frosta den Energieeinkauf managt.


Ähnlich war die Situation in den vier anderen Firmen. Auf den für den Fischereihafen typischen kurzen Wegen tauschten sich die Energiebeauftragten der Unternehmen aus und kamen schnell zu einer wichtigen Erkenntnis: „Grundsätzlich bietet das Gewerbegebiet gute Voraussetzungen für eine sichere Energieversorgung zu planbaren und wettbewerbsfähigen Bedingungen“, berichtet Timo Mahler, Energie-Experte der Fischmanufaktur Deutsche See. Grundsätzlich sei es möglich, die Unternehmen aus alternativen Quellen zu versorgen und einen Austausch zwischen Energieüberschüssen in einzelnen Betrieben und dem Bedarf in anderen Firmen zu organisieren.  
Der Fischereihafen hat eine hohe Affinität zu erneuerbaren Energien – unter anderem wurde hier vor knapp 20 Jahren die Basis für die Nutzung der Offshore-Windenergie gelegt. Außerdem befassen sich Forschungsinstitute wie das Fraunhofer IWES sowie die Hochschule Bremerhaven mit den Technologien zum Beispiel für die Produktion und Nutzung von „grünem“ Wasserstoff. Die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS Bremerhaven plant im südlichen Fischereihafen auf der Luneplate sogar einen speziellen Bereich für die „green economy“.

Vor diesem Hintergrund rückten die Initiatoren schnell den Klimaschutz in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen: „Alle Unternehmen stehen vor der Herausforderung, künftig klimaneutral zu arbeiten“, erläutert Ralf Finck, „der Standort hier bietet ideale Voraussetzungen, dafür eine gemeinsame Basis für alle im Fischereihafen ansässigen Betrieben zu schaffen.“ Das Ziel: Bis 2030 soll ihre Idee einer autarken Energieversorgung des Fischereihafens mit Strom aus Windenergie und Photovoltaik sowie mit zum Beispiel synthetischem Gas aus „grünem“, vor Ort produzierten, Wasserstoff Realität werden. Weitere Klimaschutz-Potenziale sehen die Ideengeber in einer Verlagerung der bisherigen Lkw-Verkehre von der Straße auf die Schiene sowie in der Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs.

Die Idee stößt bei den übrigen Betrieben im Fischereihafen offenkundig auf großes Interesse. Bereits am Abend der ersten Projektpräsentation unterzeichneten 25 Firmen und Institutionen die Absichtserklärung, sich zu beteiligen. Die FBG Bremerhaven wird die weitere Koordinierung des Vorhabens übernehmen. „Als zentraler Energieversorger für die rund 400 Betriebe gehören Klimaschutz und Versorgungssicherheit zu unseren vordringlichen Themen“, betont Petra Neykov, „deswegen ist dieses Projekt ganz in unserem Sinn.“

Mit ihrem Engagement schafft die FBG eine sichere Ausgangsbasis für den Weg zum Ziel: Voraussetzung für alle weiteren Planungen ist unter anderem eine exakte Erfassung, wer im Fischereihafen welche Art von Energie in welchen Mengen zu welchen Zeiten verbraucht. Dabei handelt es sich um sensible Unternehmensdaten: „Als neutrale und unabhängige Institution können wir gewährleisten, dass diese Daten absolut vertraulich behandelt werden“, versichert die Geschäftsführerin.

Die Initiatoren dürfen auch auf die Unterstützung des Landes Bremen und der Stadt Bremerhaven vertrauen. „Das Klimabündnis Fischereihafen ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Wirtschaft und Landesregierung gemeinsam die notwendigen Klimaziele erreichen können“, betonte die für den landeseigenen Fischereihafen zuständige Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling. Der Bremer Senat hatte vor wenigen Tagen ein mit 258 Millionen Euro dotiertes Programm für die Förderung der notwendigen Transformationsprozesse in der Wirtschaft vorgestellt. Die FBG bekommt in einem ersten Schritt 500.000 Euro vom Land, um das Potenzial sowie die Bedarfe von Photovoltaik und Windenergie im Fischereihafen zu ermitteln. Die BIS Bremerhaven stellt ihr Know-how zu Themen der green economy zur Verfügung. Als weiterer Partner steuert die Hafenmanagementgesellschaft bremenports ihre Erfahrungen aus ähnlichen Decarbonisierungsprojekten in den Überseehäfen bei.

Angesichts des sich abzeichnenden breiten Bündnisses haben die Initiatoren keine Zweifel, dass ihr Vorhaben in der geplanten Zeit klappen wird. Während der ersten Vorstellung präsentierten sie bereits den Entwurf eines Newsletters, der in sieben Jahren verteilt werden soll. Die Schlagzeile lautet: „Der Fischereihafen ist ab Mitte 2030 klimaneutral“.

Senatorin Dr. Claudia Schilling (Mitte) und Petra Neykov (2. V. re.) umringt von den Initiatoren des Klimabündnisses (v. li n. re.): Maik Busse (Frosta), Peter Jetz (NordCeram), Ulrich Grewe (Deutsche See), Mirko Buschhaus (Iglo/FFI) und Andreas Cordes (Holz Cordes). ©Wolfgang Heumer