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05.09.2019

5. Bremerhavener Fischforum: FBG-Veranstaltung rückt Zukunftsthemen in den Mittelpunkt

Der Klimawandel wird zunächst positiv für die Fischwirtschaft sein, später aber negative Folgen zeigen. Das neue Verpackungsgesetz birgt kostenträchtige Stolperfallen für die Lebensmittelindustrie. Bremerhavens Fisch- und Nahrungsmittelwirtschaft kann weiter auf Hilfen der Europäischen Union und des Landes Bremen vertrauen. Mit diesen zentralen Botschaften hat das diesjährige Fischforum der Bremerhavener Fischereihafen-Betriebsgesellschaft mbH (FBG) hochaktuelle Themen und praxisnahe Informationen präsentiert.

In seiner mittlerweile fünften Auflage hat sich das Bremerhavener Fischforum zu einem Branchentreff entwickelt, in dem die Vertreter der Fischwirtschaft den regen Informationsaustausch mit Experten pflegen können. Über den Erfolg des Fischforums zeigte sich auch FBG-Geschäftsführerin Petra Neykov erfreut. Aber auch der Fischereihafen selbst sei eine Erfolgsgeschichte, betonte sie im Gespräch mit dem Moderator der Veranstaltung, Werner Prill,  über aktuelle Entwicklungen im Fischereihafen. Zwar bestehen scheinbar noch einzelne Lücken zwischen den genutzten Gewerbegrundstücken, „tatsächlich ist das Gewerbegebiet inzwischen restlos belegt“, betonte sie. Dennoch bietet der Fischereihafen weiterhin Unternehmen Platz, die sich hier niederlassen wollen: „Im südlichen Fischereihafen entwickeln wir gerade neue Flächen, die gezielt auf kleine und mittlere Unternehmen zugeschnitten sind, bei Bedarf aber natürlich größeren Ansiedlungen dienen können“, betonte Neykov. Zudem entwickelt sich das Hafengebiet in seinem nördlichen Bereich und entlang der Grenze zu Geestemünde zu einem neuen Bremerhavener Stadtteil mit einer attraktiven Mischung aus Wohnen, Erlebnis, Wissenschaft und Gewerbe: „Das Werftquartier wird neue Akzente für Bremerhaven setzen“, ist die FBG-Geschäftsführerin überzeugt. Das Projekt knüpft im Süden an das Schaufenster Fischereihafen an, das sich mit seiner authentischen Atmosphäre zum Besuchermagneten für Bremerhaven entwickelt hat.

Dass auf dem Fischforum selbst erfahrene Fachleute noch Neues erfahren können, zeigte anschließend  der erste Vortrag. Rechtsanwältin Dr. Lisa Feuerhake präsentierte wesentliche
Aspekte des neuen Verpackungsgesetzes. Das gilt zwar schon seit Jahresbeginn, seine ganze Tragweite wird aber erst nach und nach sichtbar: „Die Sprache im Gesetzestext ist manchmal verwirrend und birgt die Basis für Missverständnisse“, betonte die Juristin und bezog sich beispielhaft auf den Hersteller-Begriff. Für alle notwendigen Maßnahmen, wie die Registrierung und Systembeteiligung einer Verpackung im zentralen Register, ist dem Wortlaut des Gesetzes zufolge der Hersteller verantwortlich: „Das Gesetz versteht darunter aber nicht den Hersteller der Verpackung, sondern denjenigen, der die Verpackung mit einem Produkt befüllt.“

In diesem juristischen Wortspiel den Überblick zu verlieren, kann für ein Unternehmen teuer werden, warnt Dr. Lisa Feuerhake. Denn mit dem neuen Gesetz ist das zentrale Verpackungsregister geschaffen worden, bei dem jeder Hersteller im Sinne der neuen Regelung seine Verpackungen anmelden muss. Das Register ist öffentlich einsehbar. Findet jemand im Laden ein Produkt, das nicht im Register erfasst ist, droht Ungemach: „Das Register öffnet Tür und Tor für Abmahnvereine“, ist Dr. Lisa Feuerhake überzeugt. Erschwert wird das Ganze noch dadurch, dass auch im neuen Gesetz der Verpackungsbegriff eher schwammig bleibt. Grundsätzlich gilt alles als Verpackung, was eine Ware so umhüllt, wie sie der Endverbraucher erhält. Die Abgrenzung zwischen Verpackung und Ware kann aber im Einzelfall schwierig sein. So ist eine Zeitung beim Kauf zum Zwecke des Lesens eine Ware; wenn dieses Zeitungspapier aber als Fish-and-Chips Tüte, also als Verpackung für eine Ware, verwendet wird, handelt es sich wiederum um eine systembeteiligungspflichtige Verpackung.  

Nicht weniger komplex, aber wenigstens nicht rechtlich kompliziert ist das Thema, mit dem Dr. Gerd Kraus das Fischforum bereicherte. Als Chef des Thünen-Instituts für Seefischerei in Bremerhaven hat er den Zustand und Erhalt der Fischbestände in den Ozeanen im Auge - und schaut dabei sorgenvoll auf die künftigen Auswirkungen des Klimawandels. Auf den ersten Blick wirken die Veränderungen aus Sicht der Fischwirtschaft positiv, räumt der erfahrene Biologe ein: „Die Lebensräume verändern sich“, erläuterte er, durch die Erwärmung der Ozeane, „werden wir in 20 oder 30 Jahren Arten wie Sardinen, Sardellen und Thunfisch in der Nordsee haben“, ist Kraus überzeugt. Die steigenden Wassertemperaturen verdrängen Fischarten mit der Vorliebe für die Kälte wie den Kabeljau nach Norden; aus südlichen Meeren rücken an Wärme gewöhnte Arten nach. Doch genau darin steckt die Gefahr, warnt Kraus. Irgendwann gebe es in dieser Kette keine Arten mehr, die nachrücken. Nach und nach droht eine Verödung der Ozeane - betroffen sind davon auch Regionen für in Deutschland verarbeiteten Fisch und sogar Aquakulturen, die eigentlich den Raubbau an den Wildbeständen beenden sollten. Noch sind solche Szenarien die Vorschau auf mögliche Entwicklungen, die mit politischem Willen noch zu begrenzen sind, war die Botschaft des Fachmanns: „Allerdings sehen wir die Veränderungen bereits heute.“

Zu den sichtbaren Veränderungen - allerdings in einem völlig anderen Bereich - zählt der Wandel auf dem Arbeitsmarkt in Bremerhaven. Das machte Wolfgang Mögenburg, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Bremerhaven deutlich. „Die Beschäftigung in Bremerhaven ist in 12 Jahren um 25 Prozent gewachsen“, betonte Mögenburg und unterstrich damit den anhaltend positiven Trend in der Seestadt. Allerdings sei seine Dienststelle immer noch eine so genannte Fluktuationsagentur - sie registriert eine hohe Zahl von Erwerbsfähigen, die sich vorübergehend arbeitslos melden und nach durchschnittlich 130 Tagen wieder einen neuen Job bekommen. Zudem gibt es einen hohen Anteil von Langzeitarbeitslosen, die aus vielerlei Gründen auch für einfache Arbeiten beispielsweise in der Lebensmittelindustrie kaum vermittelbar seien. Mehr als ein Drittel von ihnen sei über 50, fast 70 Prozent haben keine Ausbildung. Paradox klingt eine andere Entwicklung: „Es dauert inzwischen deutlich länger, eine freie Stelle wieder zu besetzen als vor wenigen Jahren“, sagte Mögenburg. Seit 2013 sei die so genannte Vakanzzeit von 50 bis 80 auf mehr als 120 Tage gestiegen. Um der wachsenden Nachfrage auch aus der Fisch- und Lebensmittelwirtschaft gerecht werde zu können, kündigte Mögenburg verstärkte Qualifizierungsmaßnahmen an, für die die Bundesregierung durch einige Gesetzesnovellen den Weg frei gemacht hat.

Zukunftsfragen sind in den kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Regel auch eng mit Finanzfragen verknüpft. Zu den wichtigsten Themen zählen dabei derzeit notwendige Strategien und Investitionen in die Digitalisierung sowie die reibungslose Regelung von Unternehmensnachfolgen im Zuge des Generationswechsels. In beiden Bereichen haben die Unternehmen in Bremerhaven die Weser Elbe Sparkasse als Partner an ihrer Seite, unterstrichen die Mittelstandsberater des Geldinstitutes, Rebekka Quaas und Michael Kiwitz. Als wichtiges Instrument für die Digitalisierungsstrategie verwiesen sie auf das Förderprogramm „Mittelstand 4.0“ des Bundeswirtschaftsministeriums. Es unterstützt sowohl die Erschließung neuer Märkte als auch die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit. Eine detaillierte Beratung über die Fördermöglichkeiten erfolgt über das Kompetenzzentrum Bremen (www.kompetenzzentrum-bremen.digital); die Sparkasse steht flankierend als Finanzpartner bereit. Auch wenn es um Finanzfragen im Zuge einer Unternehmensnachfolge geht, ist das Geldinstitut eine wichtige Beratungsinstanz. Um die Übernahme von Gebäuden, Maschinen oder einen Fuhrpark zu finanzieren, greifen Rebekka Quaas und Michael Kiwitz nicht nur auf die Angebote des eigenen Hauses zurück, sondern schließen in ihre Konzepte auch die Möglichkeiten der Förderbank KFW mit in die entwickelten Lösungen ein.

Insbesondere die Fischwirtschaft in Bremerhaven kann zudem bei bestimmten Investitionen auf die Hilfe aus Brüssel bauen. Aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds der Europäischen Union (EMFF) werden bestimmte einzelbetriebliche Maßnahmen  zur Verbesserung der Produktion und der Vermarktung gefördert, erläuterte Guido Ketschau, der das EMFF-Förderprogramm in der Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS Bremerhaven betreut. Eine zweite Förderachse des EMFF dient Maßnahmen, die den Standort beispielsweise für Touristen attraktiver machen und das Interesse an Fisch und Fischprodukten grundsätzlich erhöhen. Der EMFF steht noch bis Ende kommenden Jahres zur Verfügung; dann wird er turnusmäßig in einem neuen EU-Programm mit voraussichtlich ähnlichen Konditionen fortgesetzt.

Neben der Veranstaltungsreihe an sich, die über den EMFF gefördert wird, erlebten  die Teilnehmer der fünften Auflage des Branchentreffens ein weiteres konkretes EMFF-Projekt der FBG hautnah: Der Fischbahnhof, inmitten des Schaufenster Fischereihafen, auf dessen Veranstaltungsfläche das Fischforum stattfand, wird derzeit mit Fördermitteln des EMFF umgebaut und soll das Schaufenster Fischereihafen noch attraktiver werden lassen. Das Schaufenster mit seinem Fokus auf das Thema „Fisch“ wurde Anfang der 1990er Jahre als erste große Touristenattraktion in Bremerhaven eingerichtet. Wie attraktiv das Gebiet trotz der aktuellen Baumaßnahmen ist, konnten die Teilnehmer des Fischforums selbst in Augenschein nehmen. Zum Ausklang nutzten viele die Gelegenheit zum Netzwerken und ausführlichen Nachhaken bei den Referenten.

Das Bremerhavener Fischforum wird gefördert mit Mitteln der Europäischen Union des Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF).

© Sandelmann