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01.08.2022

Schmelzendes Resteis als Energiequelle - FBG erprobt mit Modellprojekt weitere Nutzung für Eis-Abfälle

Noch schmilzt Resteis aus Transport, Verarbeitung und Handel von Frischfisch im Fischereihafen ungenutzt vor sich hin. Aber schon bald könnte das zum Feierabend verbliebene Kühlgut eine sinnvolle energetische Nutzung für weitere Kühlzwecke bekommen. Das hat eine Studie des Technologie-Transfer-Zentrums Bremerhaven (ttz) im Auftrag der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft mbH (FBG) gezeigt. In einem Modellvorhaben will die FBG jetzt die praktische Umsetzung erproben. „Mit Blick auf den bereits spürbaren Klimawandel haben wir im Fischereihafen auch scheinbar kleine Ansätze zum Energiesparen im Blick“, sagt FBG-Geschäftsführerin Petra Neykov. Gefördert wird das Vorhaben vom Land Bremen im Rahmen des Handlungsfeldes Klimaschutz. „Wir machen uns stark für jeden Beitrag, der uns zu mehr Energieeffizienz führt und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert. Das Resteisprojekt ist ein gelungenes Beispiel wie aus einem unscheinbaren Problem eine innovative Idee entstehen kann, die Kosten spart und einen Beitrag zum Klimaschutz leistet,“ kommentiert die Senatorin für Wissenschaft und Häfen Dr. Claudia Schilling das gemeinsame Vorhaben von ttz und FBG.

Bis zu 190 Tonnen Frischeis werden pro Woche in den fischverarbeitenden Betrieben und Handelshäusern des Fischereihafens benötigt. Ein großer Teil schmilzt während seines Einsatzes als Kühlmittel dahin. Doch bis zu 50 Tonnen bleiben am Ende noch mit einer Kerntemperatur knapp unter dem Gefrierpunkt übrig. Das Ergab eine Mengenaufnahme der ttz-Wissenschaftler. „Bislang gibt es keine andere Möglichkeit, als dieses bereits genutzte Eis auf speziellen Abtauplätzen des jeweiligen Betriebes schmelzen zu lassen, die noch enthaltene Kälteleistung verschwindet dann im Abwassersystem“, erläutert Marlon Pump von FBG.

20 Tonnen Resteis enthalten noch 2.320 Kilowattstunden Energie

Tatsächlich ist in den Eismassen noch jede Menge nutzbare Kälteenergie zu finden, stellten die ttz-Fachleute fest. Für eine Restmenge von 20 Tonnen pro Tag errechneten sie ein gespeichertes tägliches Potenzial von 2.320 Kilowattstunden (kWh), das erneut zur Kühlung eingesetzt werden könnte. Eine mögliche Verwendungsform sehen die Wissenschaftler beispielsweise im Einsatz als Vorkühlung von Luft in Klimatisierungsanlagen oder in einer Mischung mit Kochsalz für Tiefkühleinheiten bis -21°C.

Praktische Erprobung in Klimatisierungsanlage für Produktionshalle

Eine solche technische Lösung haben ttz und FBG nun für die praktische Testphase des Modellprojektes entwickelt. Das Resteis wird dabei in einem Container rund um ein Röhrensystem gelagert, welches Kühlmittel enthält. Die Kälte aus dem Eis kann so während des Auftauprozesses abgeführt und für unterschiedliche Zwecke nutzbar gemacht werden. In dem geplanten Praxisversuch soll die Kälte die Klimatisierungsanlage für die Produktionshalle der Fischmanufaktur Deutsche See entlasten. Der größte deutsche Hersteller von Fisch- und Meeresdelikatessen ist auch einer der größten Frischeis-Nutzer im Fischereihafen. „Wir freuen uns auf die Umsetzung dieses nachhaltigen Projektes mit der FBG und dem ttz Bremerhaven“, sagt Timo Mahler, Leiter des Energiemanagements bei Deutsche See. „Für uns bedeutet das Resteis-Projekt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Wir müssen unser Eis nicht mehr mühsam entsorgen und nutzen die Kälteenergie zur Kühlung, wodurch wir Strom sparen. Energie, die bei uns sowieso vorhanden ist, wird auf diese Weise optimal genutzt und obendrein Strom eingespart.“

FBG hat neben dem Klimaschutz auch die Betriebskosten der Unternehmen im Blick

Das „Resteis-Projekt“ gehört zu den vielfältigen Maßnahmen der FBG, die Energieeffizienz in den von ihr verwalteten Gebäude und Liegenschaften zu steigern. Die Motivation liegt aber nicht allein im Engagement für den Klimaschutz, betont FBG-Geschäftsführerin Petra Neykov: „Der Energiebedarf in der Produktion, dem Handel oder der Gastronomie ist ein erheblicher und derzeit stark wachsender betriebswirtschaftlicher Faktor für die Unternehmen.“ Energiesparende Maßnahmen können auch zu niedrigeren Betriebskosten beitragen. Deswegen nutzt die FBG jede sich bietende Möglichkeit beispielsweise bei ohnehin anstehenden Instandsetzungs- und Umbauarbeiten auch für eine energetische Sanierung des betreffenden Gebäudes. „Angesichts des zum großen Teil historischen Gebäudebestandes im Fischereihafen ist das keine leichte Aufgabe und zum Teil mit hohem Aufwand verbunden“, sagt die FBG-Geschäftsführerin, „aber wie das Beispiel Resteis zeigt, ist unser Team sehr kreativ und aufgeschlossen auch für außergewöhnliche Projekte.“