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Bummeln am Wasser • Fisch genießen

Der Fischereihafen Bremerhaven - Teil 4: Gebäude und Anlagen

Auktions- und Packhalle X um 1929 aus 100 Jahre Fischereihafen Bremerhaven, Claus Peters, 1996 Nordwestdeutsche Verlagsgesellschaft mbH Bremerhaven, Seite 29, Foto: Archiv DSM.
Auktions- und Packhalle X im Jahr 2010. Foto: Peter Sondermann, Wuppertal.

Halle X, Eiswerk und Wikinghaus

Auktions- und Packhalle X

Das den Kern des Fischereihafens prägende dreigeschossiges Bauwerk aus Klinkersteinen am Fischereihafen II ist die größte noch genutzte historische Auktions- und Packhalle mit der römischen Nr. X. Diese Halle entstand auch direkt mit dem Bau des Fischereihafens II. Dieser Backsteinbau mit seinen Anbauten fällt insbesondere von der Land- oder auch der Wasserseite durch seine imposante Länge von 543 Metern auf. Die Bauzeit betrug insgesamt zwei Jahre und der Bau wurde im Jahr 1928 fertiggestellt. Bei Fertigstellung der Packhalle wies diese noch nicht die heutige Länge auf, denn diese wurde erst in den 1980er Jahren entsprechend auf ihre heutige Größe verlängert. Insgesamt waren es damals 370 Meter Länge mit zahlreichen Flächen für die Auktion. Auch heute wird die Halle von unterschiedlichen Gewerbetreibenden genutzt. In den 1950er Jahren fand hier unter anderem die „Deutsche Fischerei-Messe“ statt. Über 10.000 Besucher informierten sich über Neuheiten aus der Fischwirtschaft.

Eiswerk (neu und alt)

Eisfabrik um 1913, Foto: FBG-Archiv aus: 100 Jahre Fischereihafen Bremerhaven, Claus Peters, 1996 Nordwestdeutsche Verlagsgesellschaft mbH Bremerhaven, Seite 23.
Eiswagen im Fischereihafen, Foto: FBG-Archiv

Die Ostseite des Fischereihafen I wird von dem markanten Gebäudekomplex der Bremerhavener Eiswerk GmbH geprägt. Dieses war einst eines von acht Eiswerken in Bremerhaven, welches Kühleis industriell herstellte. Seit 1911 bis 2015 hat es von diesem Standort aus Fischreifahrzeuge und die Unternehmen mit industriell hergestelltem Eis versorgt. Ehemals wurden die Fischdampfer mit Natureis, welches in Teichen und Seen der näheren Umgebung gewonnen wurde und bis in den Sommer in Eishäusern gelagert wurde, versorgt. Eine weitere Bezugsquelle für Eis war Norwegen. Das Eis wurde in milden Wintern aus Norwegen mit Spezialschiffen importiert. Das industriell hergestellte Eis zur Kühlung der Fische beförderte entscheidend die positive Entwicklung der Fischwirtschaft und die Versorgungslage mit frischen Fisch im Binnenland, da die Kühlkette damit für die leichtverderbliche Ware Fisch vom Fang bis zum Verbraucher sichergestellt wurde.

Im Jahre 2015 hat die Bremerhavener Eiswerk GmbH ihren Neubau in der Kühlhausstr. 1 bezogen. Von insgesamt acht Kühleisproduzenten ist lediglich nur noch dieses Eiswerk am Markt tätig. Am neuen Standort kann nun mit energieeffizienter Technik Bruch-, Scherben-, Würfel-, und Crushed Eis produziert werden.

Wikinghaus

Wikinghaus im Jahre 2010 von der Straße Am Lunedeich, Foto: Peter Sondermann, Wuppertal.
Nachrichtendienstblatt aus: 100 Jahre Fischereihafen Bremerhaven, Claus Peters, 1996 Nordwestdeutsche Verlagsgesellschaft mbH Bremerhaven, Seite 50, ohne Quellenangabe.

Im Laufe seiner Geschichte hatte der Wachdienst für den Fischereihafen seine Standorte im Wikinghaus und in der Hoebelstraße. Wegen der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg gründeten die FBG, der Reedereiverband sowie die Fischindustrie 1919 den Wachdienst für die Fischereihafen G.m.b.H. Diese Organisation hatte ursprünglich die Aufgabe, die Sicherheit im Fischereihafengebiet und bei Auktionen zu gewährleisten, um so den Diebstahl von Fischwaren und Kohlen zu verhindern. Als wesentliche Funktion des Wachdienstes entwickelte sich im Lauf der Zeit ein täglicher Nachrichtendienst für die deutschen Fischmärkte, der täglich vor Auktionsbeginn und zur Mittagszeit die wichtigsten Informationen über Fischdampferbewegungen, Vormeldung der Fischanlandungen, Entwicklung der Auktionspreise sowie Seewetterberichte verbreitete. Weitere bedeutende Aufgaben waren der Betrieb eines Hochseefunks, eines Schließfachsystems und einer weit verzweigten und ausgeklügelten Telefonanlage für die im Fischereihafen ansässigen Unternehmen, um möglichst schnell Informationen zum Produkt Seefisch zu erhalten. Im Jahre 1994 musste der Wachdienst aufgrund zu geringer Nachfrage seinen Dienst einstellen.